„Corpus Delicti“ von Juli Zeh

Aufführung am 19.01.2023 am Keplergymnasium Tübingen in einer Version des Literatur- und Theaterkurses J2

Im Zentrum von Juli Zehs Stück „Corpus Delicti“ (UA 2007) steht ein Staat, dessen Herrschaftsform sich die METHODE nennt. Diese legitimiert sich durch den unbedingten, kollektiven Überlebenswillen jedes Lebewesens. Gesundheit ist das höchste Ziel des Staates und da die METHODE auf Erkenntnissen der Biologie basiert, gilt sie als unfehlbar. Sie garantiert allen Bürger*innen Gesundheit, wenn diese sich dem Regime von lückenlosen Gesundheitskontrollen unterwerfen. Verstöße werden bestraft.

Mia Holl (Vera Wolkenhauer), Biologin und systemtreue Rationalistin trauert um ihren Bruder Moritz (Felix Bär), der sich vor Kurzem im Gefängnis das Leben genommen hat. Moritz war des Mordes angeklagt, mittels eines DNA-Tests für schuldig befunden und verurteilt worden, beteuerte aber bis zuletzt eindringlich seine Unschuld. Die politische Sprengkraft hinter diesem Urteil veranlassen Heinrich Kramer (Noah Kayser), das Sprachrohr der METHODE, sowie unabhängig von ihm den Rechtsanwalt Lutz Rosentreter (David Zlomke) zu weiteren Nachforschungen, weshalb beide den Kontakt zu Mia suchen.

Mia vernachlässigt in ihrem Schmerz die obligatorischen Schlaf- und Ernährungsberichte und verbringt die Tage zurückgezogen in ihrer Wohnung, zusammen mit der „idealen Geliebten“ (Miriam Setzler), einem Phantasieprodukt und Geschenk von Moritz an Mia, das auch nur für sie sichtbar ist. Die ideale Geliebte verschwindet, als Mia sich endgültig für die Seite ihres freigeistigen verstorbenen Bruders Moritz und gegen die METHODE entscheidet.

Die zwei Nachbarinnen Mias, Lizzie (Enola Cécillon) und Driss (Katharina Elias), sind mit der Desinfektion und Wartung des „Wächterhauses“, indem sie und Mia wohnen, beschäftigt, ebenso mit sämtlichem Katsch und Tratsch, den sie über die Medien erfahren.

Als es zum Verfahren gegen Mia kommt, unterschätzt die junge, motivierte Richterin Sophie (Zoe Zlotski) den Fall Mia Holl zunächst und fühlt sich im Verlauf des Verfahrens zunehmend von Mia betrogen, die schließlich angeklagt wird, als Anführerin einer terroristischen Vereinigung einen verheerenden Giftanschlag vorbereitet zu haben.

Sie wird zum Einfrieren auf unbestimmte Zeit verurteilt. Die Vollstreckung des Urteils wird jedoch in letzter Sekunde gestoppt. Um keine Märtyrerin zu schaffen, wird Mia Holl begnadigt und ein Resozialisierungsprogramm für sie vorbereitet.