Darf man eine 17-Jährige zum Leben zwingen?

Diese Frage stand im Mittelpunkt der begeisternden und mitreißenden Theateraufführung des Ethik-Leistungskurses der J1 mit Schüler*innen vom Kepler- und vom Wildermuth-Gymnasium. Ausgehend von Ian McEwans Roman „Kindeswohl“ inszenierten sie vergangenen Donnerstag eine hochemotionale, aufwühlende Gerichtsverhandlung, die um das Schicksal der an Leukämie erkrankten 17 Jahre alten Magdalena kreist. Deren Leben könnte mit einer Bluttransfusion gerettet werden, aber sie lehnt es ab – weil für sie als Zeugin Jehovas eine Vermischung ihres Blutes mit Fremdblut strikt untersagt ist. Wie sollte die Richterin diesen Fall entscheiden?
Der Clou der Aufführung war, dass nicht die Schauspieler*innen den Fall entschieden, sondern das Publikum am Ende selbst aktiv werden und ein Urteil fällen durfte. Die eindringlichen, gefühlvoll und mit viel Verve vorgetragenen Plädoyers der beiden Streitparteien waren unter die Haut gegangen, was eine zufriedenstellende Lösung des medizinethischen Dilemmas nahezu unmöglich machte. Nach intensiver Debatte stand schlussendlich aber doch eine Mehrheitsentscheidung fest: Die Richterin sollte sich über den Willen der Jugendlichen und den ihrer Eltern hinwegsetzen und sie zum Leben zwingen anstatt ihren Glauben zu respektieren und sie sterben zu lassen.
Der kurzweilige und doch mitreißende Theaterabend bot auch auf dem Nachhauseweg noch viel Diskussionsstoff und zeigte, wie ergiebig es sein kann, ethische Kontroversen für eine breitere Öffentlichkeit auf der Bühne erlebbar zu machen.